MAGAZIN: Einsamkeit - Zusammen sind wir weniger allein

Vereinzelung als gesellschaftliche Herausforderung und wie wir ihr begegnen können. (Lesedauer ca. 3 min)

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Datum:
Fr. 9. Feb. 2024
Von:
Cornelia Schubert

Das Einsamkeitsempfinden der Menschen in unserer Gesellschaft nimmt seit Jahren zu und ist während der Corona-Pandemie noch einmal sprunghaft angestiegen. Der Begriff “Pandemie der Einsamkeit” ist daher verständlicherweise zu einem Ausdruck unserer Zeit geworden. In Großbritannien gibt es seit 2018 sogar ein Einsamkeitsministerium: Da sich die gesundheitlichen Folgen der Einsamkeit, wie Herz-Kreislauferkrankungen, Atemwegserkrankungen oder psychische Beeinträchtigungen, in den englischen Arztpraxen häuften und die Ausgaben des Gesundheitswesens entsprechend stiegen, gelang das Thema auf der politischen Agenda ganz nach oben. In Deutschland reagierte das Bundesfamilienministerium auf die alarmierende Entwicklung mit einer bundesweiten “Strategie gegen Einsamkeit”. Gemeinsam mit dem Kompetenznetz Einsamkeit (KNE) soll bis zum Jahr 2025 das Thema Einsamkeit in Deutschland stärker wissenschaftlich untersucht und politisch aufgegriffen werden.

Aber was ist eigentlich Einsamkeit? In der Wissenschaft wird sie als ein subjektiv wahrgenommenes Phänomen verstanden, bei dem Menschen ein Defizit an engen, emotionalen Bindungen zu anderen Menschen verspüren. Dieser Mangel wird als Belastung erfahren, was einen großen Leidensdruck nach sich ziehen kann. Die Ursachen für die ansteigende Vereinzelung in unserer Gesellschaft sind dabei vielfältig: geringe finanzielle Ressourcen, vermehrt virtuelle anstatt persönliche Begegnungen, Zersplitterung der Familienbande oder zumindest des intergenerationellen familiären Zusammenhalts oder aber eine Krankheit, die sozial isoliert. Auch einschneidende Lebensveränderungen wie ein Umzug in die Fremde, ein Berufswechsel, der Auszug erwachsener Kinder oder der Eintritt in den Ruhestand können zu Phasen der Einsamkeit führen.

Betroffen sind nicht nur ältere Menschen

Einsamkeit ist dabei längst nicht nur, wie oft gedacht, ein Thema der älteren Generation, auch wenn sie durch den Wegfall des Berufslebens, körperliche Einschränkungen oder das „Wegsterben“ von Beziehungen spezifischer betroffen sind. Auch junge Menschen fühlen sich einsam: In der Altersgruppe der 15- bis 30-Jährigen geben mehr als ein Drittel an, sich einsam zu fühlen – sogar, wenn sie noch im familiären Umfeld oder in einer WG leben. Die Unterscheidung zwischen selbstgewähltem Alleinsein, das als wohltuend empfunden wird und etwa introvertierten Menschen dabei hilft, ihre sozialen Batterien wieder aufzuladen, ist hier nicht zu verwechseln mit einer erzwungenen Einsamkeit durch fehlenden Austausch und menschliche Nähe. Erstere kann Räume für Selbsterfahrung, spirituelle Erlebnisse oder wohlverdienten Müßiggang öffnen. Zweitere hingegen ernste physische und psychische Erkrankungen nach sich ziehen.

Begegnung schaffen und Selbstwirksamkeit erfahren

Auf welche Weise begegnen wir nun dieser gesellschaftlichen Entwicklung – im Großen wie im Kleinen? So naheliegend es ist, aber Begegnung und Austausch sind selbstverständlich die wirksamsten Heilmittel. Dafür ist es wichtig, dass wir als Gemeinschaft Anlässe schaffen, die von einer willkommenen Atmosphäre geprägt sind und zu denen sich betroffene Menschen niedrigschwellig begegnen können – im Privaten wie auch in der Gemeinde. Im besten Falle bestärken wir vereinsamte Menschen darin, dass sie mit ihrer Empfindung nicht allein sind und es keinen Grund zur Scham oder Sorge gibt. Wir sind alle Bindungswesen und sehnen uns nach Zugehörigkeit und Aufmerksamkeit. Und nicht immer können wir unsere Situation adhoc so verändern, wie wir sie brauchen und uns wünschen. Jedoch liegt auch ein wichtiger Schlüssel in der Aktivierung der Selbstwirksamkeit: Auch mit kleinen Schritten kann ich positive Veränderungen für mein Leben in Gang bringen, selbst wenn sie mich zunächst etwas Überwindung kosten. Eingeschlafene Kontakte aktivieren, ein Ehrenamt ausüben, einer Initiative beitreten, zu einer Sportgruppe stoßen oder ein Erzählcafé besuchen: Es gibt oft viel mehr Möglichkeiten, als wir auf Anhieb vor Augen haben.

Stöbern Sie doch einmal in unseren themenbezogenen Angeboten oder schauen Sie nach einer Aktivität in unserem Programm, die Ihren Interessen entspricht und über die Sie neue Kontakte knüpfen können. Nur Mut: Manchmal braucht es nur einen ersten Schritt!

Gemeinsam weniger allein – Themenabend zu Einsamkeit als gesellschaftliche Herausforderung

Ist die Einsamkeit die neue Pandemie? Einsamkeit ist ein vielschichtiges Phänomen mit unterschiedlichen Ursachen. Davon betroffen sind sowohl ältere als auch jüngere Menschen. Betroffene sprechen häufig nicht über ihre Einsamkeit. Damit das Thema sichtbarer, die Gesellschaft dafür sensibilisiert wird und Menschen aus der Isolation finden, laden wir zu einem Austausch ein. An diesem Abend möchten wir mit Interessierten über Ursachen, Folgen und Überwindung der Vereinzelung ins Gespräch kommen.

Do, 29.02.24 | 19.00 - 21.00 Uhr | 24-6MG5030 | Haus der Regionen, Bettrather Straße 22, Mönchengladbach, Raum 043, EG

Anmeldung: forum-mg-hs@bistum-aachen.de oder 02161 980644

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